Buick Century Riviera Estate Wagon: Glanz-Parade
- Marke: Buick
- Model: Century Riviera Estate Wagon
- Baujahr: 1958
Mit üppigem Chromschmuck zieht der Buick Century Riviera die Blicke auf sich. Als Estate Wagon verknüpft er klassischen US-Prunk mit praktischem Nutzen. Wenn über die desolate wirtschaftliche Lage der US-amerikanischen Hersteller diskutiert wird und Spekulationen über die verbleibende Zeit bis zur möglichen Insolvenz der Unternehmen sprießen, dann verblasst der Glanz der US-Cars im aufgewirbelten Feinstaub der Finanzkrise.
Wischt man ihn beherzt beiseite, kommt womöglich eine chromglänzende Stoßstange zum Vorschein oder eine Heckflosse, die sich stolz und selbstbewusst in den Himmel reckt. Dann rollen Autos ins Rampenlicht, die vom einstigen Glanz der Hersteller erzählen. Die mit großvolumigen Motoren und aus heutiger Sicht beinahe aberwitzigen Karosserieabmessungen aufwarten. Beides sind, ganz nebenbei, beste Voraussetzungen für einen Kombi klassischer Bauart.
Stolze 5,38 Meter misst er in der Länge
Was ein solcher haben muss? Ein echter Kombi braucht vor allem einen üppigen Laderaum, mit dem man neben dem Wochenendeinkauf notfalls auch den kompletten Wohnungsumzug bewältigen kann - vorausgesetzt, das Mobiliar lässt sich in seine Einzelteile zerlegen. Und weil in einem solchen Fall durchaus schwere Lasten mit dem Kombi zu bewegen sind, muss auch ein kraftvoller Antrieb her. Der Buick Century Riviera Estate Wagon der Series 60, wie er Zeilen füllend mit ganzem Namen heißt, bringt beide Eigenschaften mit: Stolze 5,38 Meter misst er in der Länge und besteht damit auf einer Garage im XXL-Format. Und unter der Motorhaube blubbert ein sechs Liter großer V-Achtzylindermotor mit 257 PS, den auch ein voll beladener Kofferraum nur wenig in seinem Vorwärtsstreben beeindrucken dürfte.
Wie unter einem Brennglas fokussieren sich bei diesem Buick die einst weltweit prägenden Merkmale glorreicher US-Klassiker. Als ginge es um einen Auftritt in der Glamourwelt der Schönen und Reichen, trägt der Buick kiloschweren Schmuck an Hals und Hüften. Wohin das Auge nur schaut - glänzender Chromschmuck dekoriert die ausladenden Karosserieformen. Schon an der Frontpartie scheint die Opulenz keine Grenzen zu kennen. Die Einfassungen der Blinker oberhalb der Stoßstange scheinen wie aus dem Vollen gefräst. An der Flanke trägt der Estate Wagon ein breites Chromband, das von den Frontscheinwerfern im schwungvollen Bogen bis zum hinteren Radlauf reicht und nebenbei den Schwung der seitlichen Fensterlinie aufnimmt.
"einer der schönsten Kombis aus den USA"
Die hinteren Türen und Kotflügel sind schließlich mit einem breiten Schmuckband dekoriert, das die ausladende Heckpartie des riesigen Kombis betont. Und die Heckflossen recken ihre verchromten Spitzen so weit nach hinten, dass man sich beim Rückwärtseinparken fast schon Sorgen machen muss, sie nicht an einem Hindernis zu beschädigen. Für Marcus Mühlbauer ist der Estate Wagon des Jahrgangs 1958 "einer der schönsten Kombis aus den USA". Mit seinem Chromzierrat ist der Buick für ihn wie ein "Christbaum". Und er ist für Mühlbauer ein Traumwagen, mit dem sich überdies auch noch eine besondere Geschichte verknüpft. Der 39-Jährige, der schon als Kind in Papas US-Autos chauffiert wurde und seither ein großes Herz für die Autos aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat, wünschte sich einen 58er Buick als Kombi, weil der deutlich rarer ist als das beliebte Modell des Vorjahres.
Schlangenbiss beim Ausschlachten eines Buick
Fündig wurde Mühlbauer vor zehn Jahren bei einer Amerikareise mit seinem Onkel Delmon. Mit dem ist er häufig in den USA unterwegs, um auf Schrottplätzen nach Ersatzteilen zu stöbern. Nicht ohne Risiko übrigens: Beim Ausschlachten eines Buick wurde Mühlbauer von einer Klapperschlange gebissen. In einer Fachzeitschrift entdeckte er das Inserat eines 58er Estate Wagon aus Erstbesitz für nur 3.300 Dollar. Dass der gut 800 Kilometer entfernt in San Francisco zu Hause war, bremste Mühlbauer keineswegs. Er flog kurzerhand an die Westküste - und erlebte dort eine Familiengeschichte. Der Anbieter des Buick hatte den Wagen im Juni 1958 gekauft. Es war ein Notkauf, denn der bis dahin genutzte Dodge Coronet war an einer defekten Kopfdichtung verendet. Unglücklicherweise geschah der Schaden auf dem Weg zum Flughafen, wo die Gattin des gestrandeten Dodge-Fahrers abgeholt werden wollte.
In der Not musste der erstbeste Ersatz genommen werden - eben jener hellblaue Buick Estate Wagon. "Und das, obwohl der gute Mann seinerzeit weder einen Kombi noch ein Auto aus dem GM-Konzern wollte", wie Marcus Mühlbauer weiß. Er muss den Buick jedoch in sein Herz geschlossen haben, denn er hegte und pflegte ihn über viele Jahrzehnte. Schließlich leistete der Kombi wertvolle Dienste - elf Mal zog die Familie mit dem Wagen um. Heute präsentiert sich der Chromträger im Originalzustand. „Nur die Bremsen und die Reifen habe ich erneuert“, erzählt Mühlbauer. Außerdem wurde der große Achtzylinder - übrigens seit 1954 Standard bei den Autos von Buick - revidiert.
Spontan-Kauf vor 50 Jahren
Betörend ist nicht nur der erstklassige Erhaltungszustand, sondern auch die komplette Dokumentation. So sind die originale Rechnung über den spontanen Kauf vor 50 Jahren über 4.302,85 Dollar ebenso erhalten wie die Betriebsanleitung, eine Visitenkarte des damaligen Buick-Händlers und sämtliche Belege der Jahre von 1958 bis 1998. Und dann gibt es da noch die elf Landkarten der US-Bundesstaaten, in denen der Erstbesitzer des Buick mit seiner Familie lebte. Bei allem beeindruckenden Schmuckornat ist der Buick Century Riviera Estate Wagon auch tatsächlich ein geräumiges Nutzfahrzeug. In seinem Kofferraum, der über eine zweigeteilte Heckklappe beladen werden kann, findet mehr als nur das Urlaubsgepäck Platz.
Buick lag 1958 auf dem fünften Platz der US-Hersteller
Die breiten Bänke machen den Wagen zu einem Sechssitzer - wer auf diesen feinen Fauteuils verreist, freut sich nicht nur über die weichen Polster, sondern auch über den souveränen Achtzylinder und das Dynaflow-Automatikgetriebe, das für einen stufenlosen Antrieb sorgt. Wie von einem Gummiband gezogen gleitet der US-Kombi über die Straße. Als der blaue Kombi vom Band lief, erlebte Buick glückliche Zeiten. 257.124 Buick wurden 1958 produziert, für das Modelljahr 1958 listet die Statistik 241.892 Einheiten auf. Nach Stückzahlen lag die Marke, die 1903 von dem in Schottland geborenen David Dunbar Buick gegründet wurde, 1958 auf dem fünften Platz der US-Hersteller.
Neben dem Kombi konnte man beim Buick-Händler auch eine viertürige Limousine, den Four-door-Hardtop, den Two-Door-Hardtop und den Two-Door Convertible kaufen. Doch nur der Estate Wagon verknüpfte schwülstige amerikanische Optik mit praktischem Nutzen. Sie erinnern an Zeiten, in denen es den amerikanischen Automarken noch gut ging.
Als Kombi ist der Buick Century des Jahrgangs 1958 sehr selten auf dem Markt - mit ihrer Funktion als Lastesel sind viele Exemplare auf der Strecke geblieben. Limousinen werden hingegen eher angeboten.
Karroserie-Check
Trotz scheinbar massiver Bauweise ist auch ein Buick nicht vor Rost gefeit. Ein typischer Korrosionsherd sind die Verstrebungen zwischen Karosserie und dem Kastenrahmen. In den Bereichen, in denen die Karosseriestruktur mit dem Rahmen verbunden ist, nistet sich der Rostfraß besonders gern ein. Typische Roststellen sind auch die vorderen Kotflügel. Überdies können die zahlreichen Chrom-Anbauteile Nistlöcher für Feuchtigkeit und Korrosion bilden.
Technik-Check
Die Technik der amerikanischen Achtzylinder gilt weitgehend als problemlos und zuverlässig. Gelegentlich neigen die Motoren zu Ölverlust. Bei eventuellen Schäden besteht ein reichhaltiges Ersatzteilangebot. Teuer wird es allerdings, wenn das Dynaflow-Automatikgetriebe überholt werden muss, denn zur Instandsetzung ist Spezialwerkzeug nötig. Problematisch ist es wegen mangelnder Ersatzteile auch, wenn Hauptbremszylinder und Bremskraftverstärker defekt sind und überholt werden müssen. Vollkommen unproblematisch zeigen sich hingegen Radaufhängungen und Achsen.
Preise
Bei Einführung 1958 (ohne Extras): 3831 Dollar
Ersatzteile
Für die Buick-Modelle der Series 60 besteht eine gegensätzliche Ersatzteilsituation. Karosserieparts sind kaum mehr zu bekommen, und auch die schmucken Chromteile besitzen Seltenheitswert. Für die Technik des Straßenkreuzers ist dagegen nahezu aller Ersatz bei den einschlägigen Händlern zu finden.Spezialisten
Rocket Service Marcus Mühlbauer, Katzwanger Hauptstraße 56, 90453 Nürnberg, Telefon 09 11/63 51 38, www.rocketservice.de
Clubs
Classic Car Team Franken, Herboldshofer Straße 46 a, 90765 Fürth, Telefon 01 71/5 56 03 68, www.cctf.deBuick Club of Germany, Halbinsel 24, 41189 Mönchengladbach, Fax 0 21 66/5 22 73, www.buickclub.de
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